tschechisches DVD-Cover
Mitternachtszauber
Originaltitel: Divka v modrém
Produktion: Lucernafilm, Prag, 1939
Regie: Otakar Vavra
Deutsche Fassung: Lüdtke & Dr. Rohnstein, Berlin
Dialogregie: Kurt Werther
Dialogbuch: Georg Rothkegel
Tonsystem: Tobis-Klangfilm
Deutscher Verleih: ?
Deutsche Erstaufführung: 26.01.1940
Rolle- Darsteller– Deutsche Stimme:
Gräfin Blanka von Blankenburg – Lida Baarová – dto.
Notar Jan Karas – Oldrich Nový – Harry Giese
Smrcinská – Ruzena Slemrová – Anneliese Würtz
Slávinka – Sylva Langova – Erika Goerner
Otýlie – A. Nedosinská – Erna Sellmer
Ruzenka Smutná – Natasa Gollová – Gertrud Faerber
Dr. Pacovsky – Bedrich Veverka – Christian Gollong
Cádek – Frantisek Paul – Hugo Schrader
Kastelan – Vladimir Majer – Alfred Haase
Kabelka – Vladimir Repa – C.W. Burg
Landa – Josef Belský – Werner Schott
Inhalt:
Der Notar Karas erwirbt ein Gemälde, auf dem die junge Gräfin Blanka zu sehen ist. Er ist von dem Bild so fasziniert, dass er die abgebildete Frau küsst. Und dann geschieht es: die junge Gräfin entsteigt aus dem Bild…ist das alles nur ein Traum?
Anmerkungen:
Die Hauptdarstellerin Lida Baarová (Ludmila Babková, 1914-2000) war 20 Jahre alt, als sie von der UFA engagiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon eine ganze Reihe von Filmen in ihrer tschechischen Heimat gedreht. Sie lernte schnell deutsch und wurde mit Filmen wie „Barcarole“ (1935), „Verräter“ (1936) und „Patrioten“ (1937) ein beliebter Filmstar in Deutschland. Sie war mit dem Schauspielerkollegen Gustav Fröhlich liiert- bis sie ihren Nachbarn, den Propagandaminister Joseph Goebbels, näher kennenlernte. Goebbels, der mit seiner Ehefrau Magda nach außen hin eine „deutsche Musterehe“ führte, in Wirklichkeit aber unzählige Affären mit jungen Schauspielerinnen hatte, wurde ihr Geliebter (Baarová selbst aber sprach von einer „platonischen Liebesbeziehung“ und davon, dass sie nur aus Angst vor dem mächtigen Minister bei ihm blieb). Goebbels jedenfalls war ganz vernarrt in die junge Tschechin. Das ging soweit, dass er 1938 sein Ministeramt aufgeben und mit seiner Geliebten als Botschafter nach Japan gehen wollte. Nach einem theatralischen Auftritt von Magda Goebbels bei Hitler forderte der „Führer“ von Goebbels, sich von Baarová zu trennen- was dieser unter Tränen auch tat. Lida Baarovás letzter deutscher Film „Preußische Liebeslegende“ (mit Willy Fritsch als Partner) kam nicht mehr zur Aufführung. Die Baarová ging 1939 nach Prag zurück. Inzwischen war die Tschechoslowakei allerdings nicht mehr existent: das Sudetenland kam 1938 zu Deutschland, die Slowakei wurde kurz danach (als deutscher Satellitenstaat) selbstständig, der Rest wurde zum „Protektorat Böhmen & Mähren“ unter deutscher Herrschaft. In der Filmproduktion aber gab es eine gewisse Autonomie. Es entstanden einige sehr gute Filme, wie der hier vorgestellte „Mitternachtszauber“. Für die Synchronarbeiten kehrte die Baarová für kurze Zeit nach Berlin zurück. Neben „Mitternachtszauber“ war das auch für den Film „Die maskierte Geliebte“ der Fall. Im „Protektorat“ aber wurde Lida Baarová mehr und mehr als „deutschfreundlich“ angefeindet. So drehte sie 1942/43 einige Filme in Italien, musste dann aber in ihre Heimat zurückkehren. Das Kriegsende erlebte sie in Prag, flüchtete dann aber nach Bayern, wo ihr Hans Albers in seinem Haus am Starnberger See eine Bleibe anbot. Sie wurde jedoch in Bayern vom US-Geheimdienst verhaftet. Im September 1945 brachten tschechische Soldaten Lida Baarová zurück nach Prag. Dort wurde ihr der Prozess gemacht. Dank für sie guter Zeugenaussagen konnte sie Ende 1946 das Gefängnis verlassen. Sie heiratete 1947 den Puppenspieler Jan Kopecký. Als 1947 die Kommunisten nach einem Putsch die Macht übernahmen, flüchtete das Paar nach Österreich. Die beiden wanderten dann nach Argentinien aus, allerdings kehrte Lida schon nach kurzer Zeit zurück nach Europa, die Ehe wurde geschieden. In den 1950er Jahren drehte sie noch einige Filme in Italien und lebte fortan in Salzburg, von wo sie im deutschsprachigen Raum immer wieder an Theatern auftrat.
Lida Baarová in dem deutschen Film „Patrioten“ (1937)